Wusstest du, dass dein Darm direkt mit deinem Gehirn verbunden ist?
Der Darm spielt eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit und dein Energielevel. Er ist mit einem Nervensystem durchzogen, welches über den Vagus-Nerv direkt mit dem Gehirn verbunden ist. Beide stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander – die sogenannte Darm-Hirn-Achse.
Diese Mechanismen verbinden Darm, Nerven und das Gehirn
🧬 1. Das Hormonsystem
➤ Botenstoffe: Seretonin, GABA, Dopamin
Darmzellen bilden mit Hilfe von Darmbakterien Hormone bzw. Neurotransmitter wie Seretonin, GABA und Dopamin. Diese Botenstoffe wirken sowohl im Gehirn als auch im Darm und haben Einfluss auf unsere Stimmung, den Schlaf, den Antrieb, aber auch auf unser Schmerzempfinden und Stressreaktionen.
Ca. 90 % des Serotonins in unserem Körper (das umgangsprachliche Glückshormon) entsteht im Darm – nicht im Gehirn!
Seretonin aus dem Darm kann zwar nicht direkt das Gehirn erreichen, aber über die Nervenzellen des Darms Reaktionen im Gehirn auslösen. Außerdem beeinflusst Seretonin das Verhalten der Darmbakterien.
➤ Stress und Cortisol
Bei Stress schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus, um kurzfristig Energie bereitzustellen. Dafür werden alle nicht überlebenswichtigen Funktionen heruntergefahren, wie die Immunabwehr und die Verdauung. Das hat für den Darm zur Folge, dass die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät und die Darmschleimhaut durchlässiger wird – Entzündungsprozesse im Darm aber auch im ganzen Körper werden gefördert.
Hält der Stress an, versucht das Gehirn gegenzusteuern und bremst die Cortisolausschüttung. Die entzündungshemmende Wirkung des Hormons fehlt, wodurch stille Entzündungen im Körper sich ungebremst ausbreiten können.
Beide Phasen – zu viel und zu wenig Cortisol – fördern Erschöpfung, Darmprobleme und verstärken sich gegenseitig.

➤ Östrogen und Tryptophan
Der Darm ist am Östrogen-Stoffwechsel beteiligt, was in den Wechseljahren und bei Zyklusbeschwerden eine Rolle spielt. Auch Östrogene machen sich über die Stimmung bemerkbar.
Tryptophan ist eine Aminosäure, damit unser Gehirn Seretonin herstellen kann. Bei einer entgleisten Darmflora wird die Verwertung gestört und dem Gehirn steht weniger Tryptophan zur Seretoninproduktion zur Verfügung.
Häufig wird empfohlen, bei Stress Tryptophan einzunehmen, um die Stimmung zu stabilisieren, doch unter Dauerstress und/oder einer gestörten Darmflora wird die Tryptophan-Verwertung im Körper verschoben, d.h. das Gehirn bekommt trotzdem zu wenig. Wirklich hilfreich ist es daher, an der Wurzel anzusetzen: Stress zu reduzieren, Entzündungen zu regulieren und den Darm zu stärken – erst dann kann Tryptophan im Körper auch wieder sinnvoll wirken. Ein Tryptophanmangel ist unter normalen Ernährungsbedingungen in der westlichen Welt praktisch ausgeschlossen, daher ist eine Substitution nicht wirklich sinnvoll.
🦠 2. Darmflora und Schleimhaut
Die Darmflora beschreibt die gesamte Bakterienbesiedlung im Darm. Eine gesunde Darmflora schützt die Schleimhaut, produziert für uns wichtige Vitamine (B-Vitamine und Vitamin K) und unterstützt wie schon oben erwähnt die Produktion der Neurotransmitter wie Seretonin. Außerdem sind die Bakterien für die Verwertung der Nahrung zuständig und wirken sich auf unseren Stoffwechsel aus.
Eine gestörte Darmflora fördert Entzündungen an der Darmschleimhaut. Dies kann eine löchrige Darmwand (Leaky Gut) zur Folge haben, was Entzündungen im ganzen Körper begünstigt. Dabei kommen Giftstoffe (Toxine), Bakterien- oder größere Nahrungsbestandteile in Kontakt mit dem Blut und verursachen Immunreaktionen. Dies belastet sowohl Nerven als auch Gehirn und trägt zu Erschöpfung, Depression oder Angstzuständen bei.
Wusstest du, dass unsere Körperoberfläche (eingerechnet Haut und Magen-Darm-Trakt) mehr Bakterien beherbergt als wir körpereigene Zellen haben? Wir leben in Symbiose mit vielen Bakterien und wären ohne sie gar nicht lebensfähig!
🛡️ 3. Immunsystem im Darm
Etwa 70–80 % unseres Immunsystems befindet sich im Darm. Dort lernt unser Immunsystem, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden und entscheidet mit, ob wir Entzündungen, Allergien oder Autoimmunreaktionen entwickeln. Wenn das Immunsystem überfordert, falsch reguliert oder chronisch aktiviert ist, kann das direkt zu körperlicher und mentaler Erschöpfung führen. Dies ist ein biologischer Schutzmechanismus – vergleichbar mit dem Verhalten bei Infektionen: Der Körper fährt alle nicht überlebensnotwendigen Funktionen herunter, d.h. psychische Beschwerden und Erkrankungen mit Darmbezug können die Folge sein.
Die Darm-Hirn-Achse
Zwischen Darm und Gehirn sind also auch das Immun- und Hormonsystem zwischengeschaltet. Alle Systeme stehen in ständigem Austausch miteinander und beeinflussen sich gegenseitig – sowohl bei Gesundheit als auch bei Krankheit.
Hier nochmal eine Übersicht:

Welche Anzeichen für eine Darm-Belastung sprechen
💥 chron. Blähungen, Durchfall, Verstopfung
💥 Reizdarm-ähnliche Beschwerden
💥 Nahrungsmittelunverträglichkeiten
💥 Häufige Infekte /Immunschwäche
💥 Pilzerkrankungen
💥 Erschöpfung
💥 Stimmungsschwankungen, emotionale Dysbalance
💥 Brain Fog
💥 Allergien
💥 Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto, Neurodermitis, Psoriasis, rheumatische Beschwerden)
💥 Kopfschmerzen, Migräne und allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit
Faktoren, die für die Darmgesundheit eine Rolle spielen

Was deinen Darm belastet:
🔥 dauerhafter Stress
🔥 Medikamente wie z.B. Antibiotika, Magensäureblocker (PPI), Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Aspirin (ASS), Cholesterinsenker (Statine), Chortison (z.B. Prednisolon), Antidepressiva…
🔥 Hormonpräparate (z.B. Antibabypille)
🔥 Alkohol, Rauchen und Drogen
🔥 Bewegungsmangel
🔥 Falsche Ernährungsgewohnheiten
🔥 Belastete Lebensmittel (Pestizide, Antibiotika in Fleisch v.a. in Schwein)
Antibiotika in der Massentierhaltung und Pestizide in der Landwirtschaft sind ein großes Problem unserer Zeit. Diese zerstören nicht nur den Lebensraum der Insekten, sondern durch die daraus produzierten Lebensmittel auch die Darmflora und unsere Gesundheit – d.h. emotionale Dysbalancen, psychische Erkrankungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen und sogar Krebs nehmen immer mehr zu.
Was du für einen gesunden Darm tun kannst:
🌿 ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung
🍰 wenig Zucker
🥪 in Maßen Gluten (Klebereiweiß in Weizen, Roggen, Dinkel)
🍔 vermeide hoch verarbeitete Lebensmittel (Fertiggerichte) und schlechte Fette
🥬 täglich fermentierte Lebensmittel
🌱 Bitterstoffe
🍷 wenig Alkohol
☕️ wenig Kaffee
💧 viel Wasser trinken (30ml/kg Körpergewicht)
🏃♂️ regelmäßige Bewegung
⏱️ möglichst nicht nach 18/19h zu Abend essen, v.a. keine Rohkost! (Salat etc.)
🍎 qualitativ hochwertige Lebensmittel (Bio, Demeter)
🧪 einen Darmcheck beim Therapeuten, um gezielt deine Schleimhaut aufzubauen, die Verdauungsleistung anzuregen, die Bakterienbesiedlung zu regulieren und deine Ernährung individuell anzupassen.
🔍 Beachte!
Diesen Hype beobachte ich in den sozialen Medien und durch viele Influencer, nämlich dass viele Bakterien- und Enzympräparate beworben werden – was allerdings nicht immer sinnvoll ist oder sogar schädlich sein kann. Daher meine Empfehlung an dich:
❌ Bitte nimm möglichst nicht dauerhaft Bakterien-Präparate ein. Bakterien brauchen sowohl das richtige Säure-Basen-Milieu als auch das geeignete ‚Futter‘, um sich bei dir wohl zu fühlen und entsprechend wirksam zu sein. Auch solltest du optimalerweise wissen, ob und welche Bakterien dir überhaupt fehlen. Außerdem ist die Qualität und Dosis der Bakterienpräparate wichtig.
❌ KEINE Enzyme dauerhaft einnehmen! So angenehm das erst einmal erscheint, erreichst du damit aber langfristig genau das Gegenteil, nämlich dass dein Körper die Produktion und Ausschüttung der eigenen Verdauungsenzyme reduziert. Besser ist die eigene Enzymproduktion anzuregen (aber auch nur zeitlich begrenzt – denn dein Körper soll lernen seine Funktionen wieder selbst auszuführen ohne Abhängigkeit von dauerhaften Präparateinnahmen!). Lass dich von einem Therapeuten beraten.
Der erkrankte Darm und seine Folgen
Inzwischen wird die Liste immer länger welche psychischen, immunologischen, hormonellen und nervlichen Erkrankungen mit der Gesundheit des Darms in Verbindung gebracht werden.
Hier eine Übersicht der psychischen Beschwerden, die in Zusammenhang mit der Darmgesundheit stehen.
Psychisch emotionale Beschwerden | Psychische & neurologische Erkrankungen |
• Erschöpfung • Konzentrationsstörungen/• Brain Fog • Stimmungsschwankungen • Hypersensibilität • Antriebsschwäche • Schlafstörungen • innere Unruhe • Nervosität, Reizbarkeit | • Depressionen • Angststörungen • Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) • ADHS • Multiple Sklerose (MS) • Alzheimer-Demenz • Schizophrenie • Migräne |
🔬 Spannendes aus der Forschung
Versuche, die zeigen, wie stark die Gesundheit des Darms mit der Psyche und dem Wohlbefinden zusammenhängen.
Darmflora und Emotionen
Es wurden bereits Stuhltransplantationen bei Mäusen durchgeführt, die eine Verhaltensänderung jeweils nach sich zog.
Hier ein Beispiel:
➤ Ängstliche Maus spendet Stuhl → normale Maus entwickelt ängstliches Verhalten.
➤ Stressresistente Maus spendet Stuhl → stressanfällige, ängstliche Maus wird stabiler.
Studien am Menschen laufen und es gibt erste positive Beobachtungen bei therapieresistenten Depressionen, Autismus bei Kindern, sowie Reizdarm-Patienten.
Darm und Parkinson – Verlauf und Früherkennung
In der Embryonalentwicklung entwickeln sich der Darm und das Gehirn aus demselben Keimblatt – so erklären sich viele Ähnlichkeiten von Darm- und Nervenzellen wie z.B. die Produktion von Botenstoffen wie Serotonin, Dopamin oder GABA.
In den Darmzellen von Parkinson-Patienten findet man häufig Ablagerungen, die ebenso wie die pathologischen Proteine in den Gehirnzellen auftreten. So wird derzeit daran geforscht, inwiefern man den Krankheitsverlauf und Veränderungen im Gehirn über die Entnahme von Darmzellen beobachten kann.
📌 Fazit
Der Darm ist kein untergeordnetes Organ, sondern ein aktiver neuroimmunologischer Schaltkreis, der direkt an der Entstehung, dem Verlauf und sogar der Früherkennung neurologischer und psychischer Erkrankungen beteiligt ist.
Also kümmere dich gut um deinen Darm, reduziere Stress und achte auf eine vernünftige Ernährung, dann geht es dir nicht nur körperlich sondern auch seelisch sehr viel besser!
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